12. Juli 2020 bis 16. August 2020

Eröffnung am Sonntag, 12.Juli 2020, 16 Uhr

Die Wirklichkeit präsentiert sich uns nur durch den Schein ihrer Oberflächen. Das Wesentliche und Wesenhafte dahinter gilt es mit dem eigenen Sinnes- und Erkenntnishorizont selbst zu ergründen. Wir erkennen oft nur das Meer, aber kaum den mäandernden Fluss darin, denn die wahrnehmbare Oberfläche von beidem ist schlichtweg nur Wasser.

Jeder Mensch besitzt in seinem inneren Kosmos einen eigenen Kompass, der ihn die Wirklichkeit wahrnehmen lässt. Unentwegt setzt er subjektive Wahrnehmungscollagen aus verschiedensten Gedanken, Gefühlen und Gedächtnissen zusammen, die ihm letztlich „Wirklichkeit“ bedeuten. Manches Auge ist dabei blinder, manches Ohr tauber, mancher Mund stummer, manche Nase unempfindlicher und manches Fühlen stumpfer. Mal überwiegt Materielles, mal Ideelles, mal harte Fakten, mal alternative, um Wirklichkeit zu definieren. Die Schwer-und Schwachpunkte der Wahrnehmung von Wirklichkeit sind jedoch meistens nicht verhandelbar, denn Ansichten und Einsichten des Menschen bleiben von Natur aus individuell verschieden.

Mit dem Medium Fotografie lassen sich Oberflächen exakt reproduzieren. So nutzt der Essener Fotograf Georg Schreiber fotografische Aufnahmen wie Oberflächen-Reproduktionen, die er nach eigenen Vorstellungen als Collage neu komponiert, und somit andere „Wirklichkeiten“ simuliert. Mehrere Dutzend Fotomotive, die er alle selber fotografiert hat, vereint er so zu neu erdachten Bilderzählungen in einem Werk. Die verschiedenen fotografischen Bildebenen lässt er letztlich zu Landschaften der inneren Vorstellung verschmelzen: zu eidetischen Landschaften; bisweilen auch zu Seelenlandschaften.

Fotos aus der Vergangenheit werden in diesen Collagen mit aktuellen Aufnahmen zeitlos vereint. Dafür nutzt Georg Schreiber sein Fotoarchiv der letzten 40 Jahre wie einen Rohstoff, aus dem neue Werke recycelt werden können, um die Oberflächen all dieser selbst erlebten ‚Wirklichkeiten’ neu zu kombinieren. Wirklichkeiten der Vorstellung, um im Meer den Fluss sichtbar zu machen.

Georg Schreiber studierte Kommunikationsdesign an der ehemaligen Folkwang Hochschule und ist seit über 35 Jahren freiberuflich in der angewandten und künstlerischen Fotografie tätig.

Öffnungszeiten: Freitag 20 bis 23 Uhr, Sonntag 15 bis 18 Uhr u.n.V

Künstlergespräche an den Sonntagen, 26. Juli und 16. August 2020, ab 16 Uhr